Peptide und ihre physiologische Rolle in der Ernährung

Zahlreiche wissenschaftliche Studien haben gezeigt, dass endogene Peptide an der Bildung einer kompensatorisch-adaptiven Reaktion des Körpers auf Stress und Störungen der Homöostase beteiligt sind.

Trotz einer mehrstufigen Hierarchie, erfüllen alle Regulationsmechanismen der Homöostase dieselbe Aufgabe - die Koordinierung der Biosynthese und die Aufrechterhaltung einer stabilen genetischen Zusammensetzung von Organ- und Gewebezellen. Störungen der Peptidregulation und folglich des Transfers von Informationsmolekülen zwischen Zellen führen unweigerlich zur Entwicklung pathologischer Zustände, die mit einer verringerten Resistenz des Organismus gegen destabilisierenden exogenen und endogenen Faktoren verbunden sind.

Bei der Entwicklung von Arzneimitteln auf Peptidbasis, wurden kürzlich neue Fortschritte erzielt. Die klinische Wirksamkeit dieser Arzneimittel wird eingehend untersucht, um ihre Verwendung in einer Komplex-Therapie bei verschiedenen Krankheiten und Störungen zu begründen. Dieser Ansatz basiert auf der Tatsache, dass die Bioregulation im Organismus durch verschiedene Oligopeptide vermittelt wird, die selektiv Information zwischen den Immun-, Nerven- und anderen Zellen übertragen. Diese Oligopeptide werden während der partiellen Proteinhydrolyse von Vorläuferproteinen (z. B. Zytokinen, Wachstums- und Thymusfaktoren, Immunglobulinen) in unmittelbarer Nähe der entsprechenden Rezeptorsysteme gebildet.

Das allgemeine Prinzip, das der Organisation des Proteinmoleküls zugrunde liegt, besteht darin, dass höhere Strukturen durch niedrigere Strukturen bestimmt werden. Dies bedeutet, dass die primäre Sequenz von Aminosäuren Informationen enthält, die für die Bildung des Proteinmoleküls erforderlich sind. Nach dem aktuellen Kenntnisstand können die Informationen spezifisch von Peptid-Molekülen übertragen werden, die aus 2-4 Aminosäureresten bestehen. Solche Moleküle sollen jedoch ausschließlich aus Aminosäureresten mit polaren Seitenradikalen bestehen.

Mit der Verbesserung der Untersuchungsmethoden wurde zunehmend klar, dass die Homologie der Proteinsequenzen der meisten Peptidhormone des Magen-Darm-Trakts, Insulin-, Calcitonin- und Hypophysenhormone einen gemeinsamen Ursprung hat. Beispielsweise ergab eine Untersuchung der Entwicklung dieser Hormone, dass Insulin in der Magen-Darm-Schleimhaut von Weichtieren synthesiert wird. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass Insulin und Insulin-ähnlicher Wachstumsfaktor denselben evolutionären Ursprung haben, und, dass Insulin auch Wachstumsfaktoren der Nervenknoten ähnlich ist. Ein Peptid mit insulinähnlicher Aktivität wurde ebenfalls entdeckt. Die Aminosäuresequenz dieses Peptids ähnelt der von Trypsininhibitor, Somatomedin und Relaxin. Eine vergleichende Analyse der Struktur von biologisch aktiven Substanzen, die von Zellen des diffusen neuroendokrinen Systems sekretiert werden, zeigt einen gemeinsamen Ursprung von Peptidhormonen.

Studien zeigen, dass ein ganzes Molekül nicht unbedingt notwendig ist, um physiologische Prozesse zu beeinflussen. Manchmal sind Fragmente von 3-4 Aminosäureresten wirksamer als native Verbindungen. Die Regulation und Koordination von Körperfunktionen kann daher durch die Verarbeitung von Polypeptiden realisiert werden. Je nach den Bedürfnissen des Organismus werden dabei Fragmente mit unterschiedlicher Aktivität, Spezifität und Wirkung auf unterschiedliche physiologische Systeme von relativ langen Ketten abgespalten. Die Prozessregulierung zeichnet sich durch erhebliche Flexibilität aus. Es ermöglicht die Bildung der notwendigen Regulatoren aus vorhandenen Vorläufern in sehr kurzer Zeit durch Aktivierung spezifischer Peptidasen. Der Verarbeitungsmechanismus bestimmt die Reihenfolge der Aktivierung von Regulatoren. Die Prozessregulation ist am typischsten für Peptidverbindungen mit einer linearen Struktur. Diese Moleküle bieten eine Vielzahl von Möglichkeiten für signifikante Konformationsänderungen. Auch nachdem ein einzelner Aminosäurerest vom sperrigen Ende der Aminosäurekette abgespalten worden war. Zusätzlich können sich während dieser Spaltung verschiedene molekulare Eigenschaften signifikant ändern. Zum Beispiel der Grad ihrer Hydrophobizität. Dies ist entscheidend, damit das Molekül die Zellmembranen und die Blut-Gewebe-Barriere durchdringt.

Eine wachsende Anzahl von Daten legt nahe, dass regulatorische Oligopeptide an den Prozessen des Wachstums, der Entwicklung und der Regeneration beteiligt sind. Viele Oligopeptide sind gut erforschte Verbindungen, die verschiedene physiologische Funktionen des Organismus regulieren. Es wird angenommen, dass es auf Oligopeptidebene ein einheitliches Regulationssystem gibt. Dies gilt sowie für embryonale, regenerative und Wachstumstypen, als auch für Funktionen eines ausgebildeten Organismus.

Die Ergebnisse intensiver Studien zu regulatorischen Peptiden in den letzten Jahrzehnten haben zu grundlegenden Veränderungen im Verständnis der Regulationsmechanismen physiologischer Funktionen, der Prinzipien der Homöostase-Koordination und der Anpassung der Funktionssysteme des Organismus an die Umwelt geführt.

Die Ernährung ist einer der wichtigsten Umweltfaktoren, die sich lebenslang auf den menschlichen Organismus auswirken. Nährstoffe werden in strukturelle Zellelemente umgewandelt und sorgen für körperliche und geistige Aktivität, bestimmen die Gesundheit und die Lebensdauer. Ernährungsstörungen führen immer zu negativen Folgen. In diesem Zusammenhang wird eine ausgewogene Ernährung, die dem Alter, der Beschäftigung und dem Gesundheitszustand entspricht, als der wichtigste Faktor bei der Prävention verschiedener menschlicher Krankheiten angesehen, einschließlich Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und Stoffwechselstörungen.

In Industrieländern konsumieren die Menschen erhebliche Mengen industriell hergestellter Lebensmittel. Solche Produkte werden üblicherweise einer intensiven Verarbeitung unterzogen. Dieser Prozess führt, wenn nicht sogar zu einer vollständigen, doch zu einer signifikanten Verringerung des Gehalts an Vitaminen, Mineralien und anderen sehr wichtigen biologisch aktiven Substanzen, die den Stoffwechsel und die funktionelle Aktivität verschiedener Organe und Systeme im Organismus regulieren. In der heutigen modernen urbanisierten Gesellschaft sind Menschen mit traditioneller Ernährung buchstäblich verschiedenen Nährstoffmangelsymptomen ausgesetzt. Dies bestimmt die Unfähigkeit der Schutzsysteme des Organismus angemessen auf schädliche Umweltfaktoren zu reagieren und erhöht das Risiko für verschiedene Krankheiten. Die Erfahrung der wirtschaftlich entwickelten Länder zeigt, dass es unmöglich ist die Struktur und Qualität der Ernährung mit traditionellen Methoden zu verbessern. In diesem Zusammenhang ist die Suche nach alternativen Methoden zur Lösung dieses wichtigen Problems durch die Entwicklung von Technologien zur Herstellung chemisch reinen biologisch aktiver Substanzen aus natürlichen Quellen äußerst aktuell.

In den langen Jahren der Suche und des praktischen Einsatzes biologisch aktiver Substanzen wurden viele Fakten gesammelt. Diese zeigen, dass eine große Anzahl verschiedener chemischer Verbindungen mit einer vollständig oder teilweise bekannten Struktur biologische Aktivität aufweist. Aufgrund der vielfältigen Möglichkeiten biologisch aktiver Substanzen zur Regulierung des menschlichen Organismus (Behandlung von Krankheiten, Korrektur von psychischen und physischen Störungen) hat sich in diesem Forschungsbereich eine ganze Richtung herausgebildet. Neben der Verwendung solcher Substanzen in traditionellen Bereichen erforscht die Wissenschaft auch völlig neue Anwendungen. Die Entstehung neuer biologisch aktiver Substanzen mit grundlegend neuen Wirkmechanismen auf lebende Materie machte die Erforschung dieser Substanzen für die Wissenschaft noch interessanter und attraktiver.

Es gibt einen guten Grund, den Begriff "systemische Vorbereitung" einzuführen, dessen Komponenten an der Regulierung verschiedener Phasen desselben Schlüsselprozesses beteiligt sind, beispielsweise indem nicht nur bestimmte Phasen dieses Prozesses aktiviert werden, sondern auch die negativen Folgen davon verringert werden.

Neben Produkten aus der Molekularbiologie werden Arzneimittel aus traditionell verwendeten pflanzlichen und tierischen Substanzen entwickelt, unabhängig davon, wie sie funktionieren. Ein zunehmend verbreiteter Einsatz natürlicher Arzneimittel bringt sie unweigerlich den Lebensmitteln näher.

Die von P.K. Anochins vorgeschlagene Theorie der funktionellen Systeme erweitert und verfeinert die Idee der Regulationsmechanismen der Homöostase, die in direktem Zusammenhang mit der Ernährung stehen. Die Regulierung des Nährstoffhaushalts, die Entfernung von Xenobiotika oder fremden Antigenen unter Beteiligung des Funktionssystems bedeutet die Fähigkeit eines solchen Systems die exogenen Substrate oder ihre assoziierten Metaboliten zu erkennen und die Informationen über sie an andere Mitglieder des Systems zu übertragen. Nach Erhalt der exogenen Substanz oder des Metaboliten und Integration von Informationen aus anderen Regulationssystemen erzeugt das Kontrollelement dieses Regulationssystems ein Signal, das das Kontroll- oder Effektorglied aktiviert. Informationen über die Entdeckung von Rezeptorstrukturen bestimmter Substanzen werden durch die Beteiligung von Hormonen oder Mediatoren übertragen, die sich in ihrer chemischen Struktur von den Nährstoffen unterscheiden. Daher können Regulierungssysteme klar zwischen Lebensmittelsubstraten und Signalen unterscheiden. Diese Art der Informationsübertragung ermöglicht es dem Organismus das erforderliche Signal auch unter Bedingungen eines ausgeprägten Nährstoffmangels auf einem hohen Niveau zu halten. Bei der Untersuchung der sekundären Botenstoffe von Signalen wurde deutlich, dass viele von ihnen aus Verbindungen gebildet werden, die für den Körper essentiell sind. Diese können im Körper nicht synthetisiert werden und müssen mit der Nahrung aufgenommen werden.

Informationen über den Stoffwechselstatus des Organismus werden von alten (intrazellulären) und evolutionär jungen Regulationssystemen (Endokrine- und Nervensystem) wahrgenommen. Allosterie, eines der ältesten Regulationssysteme, ist für feine adaptive Reaktionen verantwortlich. Die Regulation auf der Ebene der Genaktivierung und -unterdrückung wird aktiviert, um den Körper allgemein an Veränderungen in der Absorption von Substanzen aus der Umwelt anzupassen.

Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass endogene und exogene Stoffwechselzustände ähnlich wahrgenommen werden. Die Informationen werden in Komponente zerlegt deren Intensität von Rezeptoren des Nervensystems und anderer Regulationssysteme in den Hauptstadien der Stoffwechselprozesse bestimmt wird.

Es besteht kein Zweifel, dass die Informationsübertragung unter pathologischen Bedingungen beeinträchtigt ist. Die Freisetzung und Akkumulation von endogenen Verbindungen, einschließlich Peptiden, die die abnormalen Informationen übertragen, stören die reibungslose funktionelle Aktivität von Regulationssystemen des Organismus. Die Aufnahme von biologisch aktiven Substanzen in die Nahrung dient daher als eine der Methoden zur Bekämpfung des Informationschaos in den Regulationssystemen des Patienten.

Laut den Wissenschaftlern sind alle Regulationssysteme des Organismus darauf ausgelegt, immer das positive Ergebnis zu erzielen. Es sollte betont werden, dass sich die Wirksamkeit der Regulierungssysteme über einen langen Zeitraum der Evolution entwickelt hat und die Systeme daher während der Phylogenese an bestimmte Umweltbedingungen gebunden blieben. Außerhalb dieser Bedingungen kann das vorteilhafte Ergebnis ihrer Wirkungen sogar versagen. Der negative Einfluss verschiedener anthropogener Faktoren auf die koordinierte Aktivität von Regulierungssystemen ist daher offensichtlich.

Verbindungen, die die Signale in Regulationssystemen des Frontglieds in der Nahrungskette übertragen haben, erreichen den Organismus des nächsten Glieds als Nahrungsbestandteil. Dort können sie (soweit die Organismus-Systeme dieser Nachbarmitglieder ähnlich sind) gezielt auf Regulationssysteme des Empfängerorganismus einwirken. In diesem Fall werden nicht nur Energie, Nährstoffe und Toxine, sondern auch Informationen über die Nahrungskette übertragen.

Es ist bekannt, dass der Transport von Peptiden, die während der Verdauung aus Proteinen entstehen, wird durch die Darmregulationssysteme signifikant schneller realisiert als die Absorption eines Gemisches freier Aminosäuren. Im Laufe der Evolution hat sich der menschliche Organismus nicht an die Ernährung mit Aminosäuren angepasst. Der Dünndarm enthält Di- und Tripeptidtransporter, die die Absorption kurzer Peptide ermöglichen. Dadurch werden manche Peptide viel schneller transportiert, als die Aminosäuren, aus denen sie bestehen. Peptidasen im Bürstenrand von Enterozyten spalten die meisten kurzen Peptide (40% - 60%) nur bis zu Di- und Tripeptiden. Diese Tatsache bestätigt auch den hohen Nährwert der mit der Nahrung aufgenommenen biologisch aktiven Substanzen und ihre Fähigkeit, die Funktionen der Regulationssysteme des Organismus zu koordinieren.

Es sollte auch betont werden, dass die Empfindlichkeit von kurzen Peptiden (insbesondere Dipeptiden) gegenüber Hydrolyse mit Peptidasen variiert. Einige Peptide werden im Bürstenrand der Enterozyten schwach hydrolysiert. Andere Dipeptide wie Glycylglycyl-, Prolin- und Hydroxyprolindipeptide, Glycylsarcosin, Carnosin und Tripeptidglycylsarcosylsarcosin unterliegen keiner vollständigen intrazellulären Hydrolyse und erreichen die Pfortader intakt.

Eine interessante Entdeckung für die Wissenschaftler war die Tatsache, dass Insulin, Vasopressin und andere Hormone Fragmente von Peptiden enthalten, die das Wachstum von Mikroorganismen stimulieren. Diese Beobachtungen lieferten zunächst eine Grundlage für tiefe Schlussfolgerungen über Ähnlichkeiten bei der hormonellen Regulation bei hoch entwickelten Tieren und der Regulation der Zellteilung bei Mikroorganismen. Da sich diese Fragmente in der Aminosäuresequenz unterscheiden, entstand die Idee, dass die Peptide irgendeine gemeinsame sterische Konfiguration mit stimulierender Wirkung haben sollten. Weitere Untersuchungen haben gezeigt, dass diese Fragmente die Bakterien mit Aminosäuren versorgten, die in Ihrer Umgebung fehlten. Dadurch wurde der nachkommende Komplex von Aminosäuren ausgeglichener. Eine ähnliche Erklärung wurde auch für die stimulierende Wirkung von Kasein-Di- und -Tripeptiden auf das Wachstum von Nematoden vorgeschlagen. Dies führte zu der Schlussfolgerung, dass Peptide dieser Klasse gehören nicht zu den endogenen regulatorischen Faktoren.

Die Wissenschaftler entdeckten, dass die Zugabe von Gln-haltigen Dipeptiden Ala-Gln und Gly-Gln zur parenteralen Ernährung dazu beitragen kann, die Entwicklung von Störungen zu verhindern, die durch Stress und Unterernährung verursacht werden.

In einer Studie an Mäusen, die mit dem H1N1-Influenzavirus infiziert waren, stellten die Wissenschaftler fest, dass eine mit dem Gly-Gln-Dipeptid angereicherte parenterale Ernährung im Vergleich zur standardmäßigen parenteralen Ernährung eine Atrophie des lymphoiden Gewebes im Dünndarm verhindert und die sekretorische Immunität fördert. Dies ist auf den Anstieg der IgA-Spiegel in der Auskleidung des Darms und der oberen Atemwege zurückzuführen.

Bei chirurgischen Patienten im Alter zwischen 42 und 86 Jahren nach der Operation an Bauchorganen stellten die Wissenschaftler fest, dass die mit dem Ala-Gln-Dipeptid angereicherte parenterale Ernährung zur Normalisierung des Stickstoffgleichgewichts und zur Aufrechterhaltung der intrazellulären Gln-Spiegel beiträgt. Es stellt auch die Gesamtzahl der peripheren Blutlymphozyten, die Darmpermeabilität und die Absorption wieder her. Infolgedessen wurde die Dauer des Krankenhausaufenthalts für Patienten erheblich verkürzt.

Viele orale Peptidpräparate mit unterschiedlicher pharmakologischer Aktivität werden derzeit synthetisiert und intensiv untersucht. Diese Peptide zeichnen sich jedoch durch eine geringe Resistenz gegen Enzymhydrolyse im Magen und Dünndarm aus. Die Synthese von modifizierten Peptiden oder enzymresistenten Polymerkonjugaten würde dieses Problem lösen. Eine große Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten befasste sich mit der Untersuchung der Pharmakokinetik von Peptiden in der parenteralen Ernährung und der Rolle des Peptidtransports im Dünndarm.

Es sollte betont werden, dass in der Schleimhaut verschiedener Bereiche des Magen-Darm-Trakts während des Alterns eine unvermeidliche Anhäufung von Involutionsprozessen auftritt. Dies hängt höchstwahrscheinlich mit Veränderungen der Regenerationsrate und der Entwicklung dystrophischer und atrophischer Veränderungen zusammen. Diese Prozesse sind gekennzeichnet durch Verkürzung und Verdickung der Zotten, Abnahme der Mikrovilli und strukturelle Beeinträchtigung der Glicocalix. Es wurden auch Änderungen in der Aktivität von Enzymen beobachtet, die an der endgültigen Spaltung von Disacchariden, Dipeptiden und Estern der Phosphorsäure beteiligt sind. Altersbedingte Veränderungen der Darmschleimhaut und die Besonderheiten der Resorption kurzer Peptide bildeten die Grundlage für die Entwicklung eines biologisch aktiven Nahrungsergänzungsmittels auf der Basis von Carnosin (β-Ala-His). Die geroprotektive Wirkung dieses Präparats beruht hauptsächlich auf der antioxidativen Wirkung dieses Peptids.

In einer Studie an Ratten mit Gedächtnisstörungen fanden die Wissenschaftler heraus, dass die orale Verabreichung des Tetrapeptids Asn-Leu-Pro-Arg (NLPR) die kognitiven Fähigkeiten erhöht, Verhaltensreaktionen induziert und die Expression des Nervenwachstumsfaktors (EWF) im Gehirn fördert. Es wird angenommen, dass NLPR das Gedächtnis verbessern kann, indem es die Expression des Nervenwachstumsfaktors induziert. Dieses Peptid ist daher für die Therapie von Gedächtnisstörungen sehr vielversprechend.

Eine Untersuchung der strukturfunktionellen Eigenschaften dieser Substanzen war von besonderer Bedeutung für die Bildung einer Idee über die Wirkmechanismen von Peptiden. Basierend auf der Analyse der immunbiologischen und physikochemischen Eigenschaften von Aminosäuresequenzen natürlicher Polypeptide wurden Kopien einiger dieser Sequenzen (= Strukturanaloga) synthetisiert. Zum Beispiel konstruierten die russischen Wissenschaftler das Dipeptid Lys-Glu (genannt "Vilon") nach Analyse des Thymuspeptidkomplexes und das Tetrapeptid Ala-Glu-Asp-Gly (genannt "Epithalon") nach Analyse des Zirbeldrüsenpeptidkomplexes.

Die Computeranalyse der Aminosäuresequenzen der in der PIR-Bibliothek (Eucaryotae-Datenbank) aufgezeichneten Polypeptide zeigte, dass die Peptidfragmente Lys-Glu und Ala-Glu-Asp-Gly in verschiedenen endogenen regulatorischen Peptiden vorhanden sind. Es wurde gefunden, dass Lys-Glu ein Fragment von beispielsweise den folgenden Peptiden ist: Interleukin-1ß (IL-1ß), IL-2, IL-3, IL-4, IL-5, IL-6, Interferon-γ, Splenin, Splenopentin, Thymosine α1, β4 und β7 -β14, Thymopoietine I und II, Motilin, Nebenschilddrüsenhormon und Somatoliberin. Ala-Glu-Asp-Gly ist Teil der Zusammensetzung von Prothymosin, Parathymosin, Cytostatin, Troponin, Thyreoglobulin, Neuronenadhäsionsmolekülen, Glycerinaldehyd-3-phosphat-Dehydrogenase und Calmodulin-bindenden Proteinen GAP-43 und P-57. Die Daten legen nahe, dass die Peptide Lys-Glu und Ala-Glu-Asp-Gly während der Proteolyse aus verschiedenen Vorläuferproteinen im Organismus gebildet werden. Eine vergleichende Untersuchung der biologischen Aktivität von Polypeptiden und synthetischen kurzen Peptiden zeigte, dass sie unter normalen und pathologischen Bedingungen ähnliche Auswirkungen auf verschiedene Organe und Gewebe haben. Von besonderem Interesse ist die Bewertung der Wirkung kurzer Peptide während der oralen Verabreichung. Bei der Untersuchung der Spaltung von Vilon und Epithalon in Medien mit unterschiedlichen pH-Werten, aber auch unter dem Einfluss von Proteasen des Magens, des Inhalts und des Homogenats der Schleimhaut im proximalen Bereich des Dünndarms wurde festgestellt, dass Diese gehören zu einer Gruppe schlecht hydrolysierbaren oder hydrolyseresistenten Peptiden. Basierend auf den entdeckten Eigenschaften von Vilon und Epithalon wurden orale Präparate mit diesen Peptiden entwickelt, um Immunschwäche und vorzeitiges Altern vorzubeugen und zu korrigieren.

Es wurde festgestellt, dass die orale Verabreichung von Vilon und Epithalon an männliche und weibliche Wistar-Ratten im Alter von 3 und 11 Monaten die Aktivität von Verdauungsenzymen (Saccharose, Maltase, alkalische Phosphatase und Amino-und Dipeptidasen), die für die Hydrolyse von Kohlenhydraten, Proteinen und Phosphorsäureestern in verschiedenen Teilen des Verdauungssystems (Magen, Zwölffingerdarm, Ileum und Dickdarm) erforderlich sind verändert. Die Enzymaktivität nahm bei 11 Monate alten Tieren am deutlichsten zu. Infolgedessen war der Unterschied zwischen der Aktivität solcher Enzyme bei allen untersuchten Ratten verschiedener Altersgruppen weniger ausgeprägt. Diese Ergebnisse legen nahe, dass Peptide Vilon und Epithalon die Enzymaktivität im Magen-Darm-Trakt während des Alterns regulieren.

Die orale Verabreichung von Vilon und Epithalon über einen Zeitraum von 1 Monat verbesserte die Transporteigenschaften des Dünndarms bei alten Ratten. Diese Peptide hatten eine besondere Wirkung auf den passiven und aktiven Transport von Glucose. Im Vergleich zu den Werten bei den alten Kontrollraten führt die Verabreichung von Vilon zu einer 1,6-fachen passiven Anreicherung von Glucose in der serösen Flüssigkeit des Divertikulums, die Verabreichung von Epithalon führt zu einer 2,2-fachen passiven Anreicherung von Glucose in der medialer Teil des Dünndarms. Vilon und Epithalon erhöhten die aktive Absorption von Glucose. Vilon verdoppelte die aktive Anreicherung von Glukose in der serösen Flüssigkeit des Divertikulums im medialen Teil des Dünndarms. Epithalon intensiviert diesen Prozess um das 6-fache in den proximalen Teilen des Dünndarms und um das 8-fache in den medialen Teilen. Peptide hatten keinen Einfluss auf die passive Absorption von Glycin. Nur die Verwendung von Epithalon führte zu einer Erhöhung der aktiven Absorption von Glycin im proximalen und medialen Teil des Dünndarms.

Während der Untersuchung des Einflusses von Vilon und Epithalon auf die Aktivität von Verdauungsenzymen und die Absorption von Glucose und Glycin im Dünndarm alter Ratten beobachteten die Wissenschaftler eine Verbesserung der Nahrungsaufnahme und eine Normalisierung der Verdauung. Da dieser Effekt erst nach der Anwendung von Vilon und Epithalon beobachtet wurde, haben die Wissenschaftler Grund zu der Annahme, dass diese Peptide die Funktionen von Enzym- und Transportsystemen des Dünndarms während des Alterns verbessern oder normalisieren können.

Das moderne Wissen über die Ernährung und die Auswirkungen von Nährstoffkomponenten auf die Regulationssysteme des Organismus sowie der Erfolg in den Bereichen der Untersuchung der Wirkmechanismen kurzer Peptide und der darauf basierenden Entwicklung oraler Arzneimittel und Parapharmazeutika zeigen, dass die Zusammensetzung von therapeutischen und vorbeugenden Diäten sollte deutlich ergänzt werden. Kurze Peptide haben geroprotektive Eigenschaften, was ihre Nützlichkeit als Nahrungsergänzungsmittel rechtfertigt. Es wird angenommen, dass bei exogener Verabreichung von Peptiden das beeinträchtigte Element der physiologischen Regulation kurzzeitig ersetzt wird. Dies ermöglicht es dem Organismus, die reduzierte oder verlorene Funktion wiederherzustellen und sie dann selbstständig über einen langen Zeitraum aufrechtzuerhalten. Diese Daten bestätigen die Ansicht, dass in alten Organismen funktionelle Kompensationssysteme gebildet werden können. Die Wissenschaftler gehen davon aus, dass dieser Wirkungsmechanismus in erster Linie auf der Fähigkeit der Peptide beruht, die Proteinbiosynthese in den entsprechenden Organen zu normalisieren und auf einem für einen jungen Organismus typischen Niveau zu halten. Infolgedessen werden Proteine in Zellrezeptoren wiederhergestellt, was die Empfindlichkeit der Zellen gegenüber anderen humoralen Regulatoren normalisiert.

Es ist sinnvoll physiologisch aktive kurze Peptide als Bestandteile von Nahrungsergänzungsmittel in jedem Alter zu verwenden um normale Stoffwechselprozesse zu unterstützen, verschiedene Krankheiten vorzubeugen oder zu therapieren, bei Rehabilitation nach schweren Krankheiten, nach Traumata und Operationen sowie zur Verzögerung der Alterungsprozesse. Dies ist die wesentliche physiologische Rolle von Peptiden in der Ernährung.

Die rechtzeitige und gerechtfertigte Verwendung von Nahrungsergänzungsmitteln auf Basis kurzer Peptide eröffnet neue Möglichkeiten für einen neuen Bereich der "integralen Medizin". Pharmazeutische Lebensmittel in Kombination mit modernen Diagnose- und Verfahrensmethoden nehmen als wirksame und sichere Methode zur Erhaltung von Gesundheit und Langlebigkeit einen vielversprechenden Platz ein.